Sowohl die Besitzerinnen als auch die Verfechter von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum konnten Anfang März aufatmen. Der Ausschuss für Wirtschaft und Währung (Econ) des Europaparlaments hatte sich knapp, aber mehrheitlich gegen eine Passage im Gesetzentwurf der Richtlinien für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen entschieden, die möglicherweise ein Verbot zahlreicher Kryptowährungen ab dem Jahr 2025 mit sich gezogen hätten.
Der sogenannte MiCA-Entwurf (Markets in Crypto-assets) soll einheitliche Regeln für Digital- und Kryptowährungen in der Europäischen Union schaffen. Dabei geht es um Aspekte wie sicheren Handel, die Regulierung von Kryptobörsen, den Kampf gegen Geldwäsche – und eben auch um den Umwelt- und Klimaschutz. In einem Ergänzungsvorschlag wollten die Grünen im EU-Parlament festschreiben, dass nur Kryptowährungen gehandelt werden dürfen, die ökologische Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Sprich: die wenig Strom verbrauchen. Das hätte indirekt das Ende des aufgrund seiner technischen Umsetzung besonders energiehungrigen Bitcoin bedeutet.
Dieses drohende
Verbot scheint nun nicht mehr Teil der MiCA-Verhandlungen zu werden. Im anstehenden Trilog zwischen EU-Kommission,
EU-Parlament und EU-Rat ist davon auszugehen, dass man der
Mehrheitsentscheidung des Ausschusses folgt.
Doch interne Dokumente, die netzpolitik.org vorliegen, zeigen, wie manche EU-Mitgliedsstaaten hinter verschlossenen Türen über ein Bitcoin-Verbot nachdenken – auch deutsche Regierungsvertreter waren an Gesprächen beteiligt.
Kann man Bitcoin zwingen, das Verfahren zu ändern?
Mithilfe von Informationsfreiheitsanfragen hat netzpolitik.org Dokumente und Mitschriften von Gesprächsrunden erhalten, die bis in den November 2021 zurückgehen. In einer virtuellen Gesprächsrunde trafen sich damals Vertreter des schwedischen Finanz- und Umweltministeriums mit EU-Politikern, um unter anderem die Frage zu diskutieren, ob man diejenigen, die das Bitcoin-Protokoll weiterentwickeln, zwingen kann, vom energiehungrigen Proof-of-work-Verfahren zum effizienteren proof of stake zu wechseln.
Hinter den beiden Technologien stecken unterschiedliche Verfahren, um Überweisungen von Kryptowährungen in einer Blockchain zu validieren. Bei proof of work muss jede Überweisung, die als neuer Block der Blockchain hinzugefügt wird, durch das Lösen komplexer mathematischer Aufgaben bestätigt werden. Wer die Aufgabe als Erstes löst (und damit seine Arbeit nachweist – proof of work), erhält als Belohnung die Überweisungsgebühren, die beim sogenannten Schürfen (Englisch: mining) des neuen Blocks anfallen. Weil das Lösen inzwischen aber sehr viel Rechenleistung erfordert, sind es meistens große Rechnerverbünde, sogenannte Bitcoin-Minen, die dafür zum Einsatz kommen. Sie sorgen für Kritik, da sie extrem viel Strom verbrauchen, der nicht selten aus fossilen Quellen gewonnen wird. Diverse Länder, seit vergangenem Sommer auch China, verbieten deshalb das Bitcoin-Mining.
Bei proof of stake muss für die Bestätigung eines neuen Blocks keine komplexe Aufgabe gelöst werden. Wer eine Überweisung validiert, hängt nicht von der verfügbaren Rechenleistung ab, sondern von anderen Faktoren, etwa von den Anteilen (Englisch: stake), die ein Teilnehmer im Netzwerk besitzt. Die Überweisung benötigt somit weniger Energie und kann gleichzeitig schneller abgeschlossen werden.
Sowohl Bitcoin als auch Ethereum, die beiden derzeit von der Handelssumme her größten Kryptowährungen, nutzen proof of work. Allerdings bereitet Ethereum den Wechsel auf proof of stake vor; der Übergang soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Bei Bitcoin gilt eine solche Umstellung als unrealistisch, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt.
Wie aus den nun öffentlich gemachten Gesprächen hervorgeht, überlegen einige Vertreter (wer genau spricht, ist in den Dokumenten geschwärzt), Druck in der Kryptoszene aufzubauen: "Wenn Ethereum in der Lage ist, zu wechseln, könnten wir legitimerweise dasselbe von Bitcoin verlangen. Wir müssen Kryptocoins schützen, die nachhaltig sind", heißt es.
Nicht schützenswert seien dagegen die Interessen und Befindlichkeiten der Anlegerinnen und Anleger: Wer mit Kryptowährungen handle, sei sich der Risiken und Kursschwankungen bewusst. Was indirekt bedeutet: Sollte man den Handel mit Bitcoin verbieten, bedarf es keiner Schutzmaßnahmen für Menschen oder Unternehmen, die in die digitale Währung investiert haben.
Author: Emily Ramirez
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