Nach einem Jahrzehnt explosiven Wachstums sind Kryptowährungen zum Mainstream geworden. Neben den großen, etablierten Namen kommen fast täglich neue Kryptowährungen auf den Markt. Werfen wir einen Blick auf einige dieser Coins und deren Entstehungsprozess.
Wie werden neue Kryptowährungen hergestellt?
Eine der Besonderheiten von Kryptowährungen ist, dass sie auf Open-Source-Technologie basieren. Das bedeutet, dass jeder den Code eines Krypto-Protokolls einsehen kann. So können Entwickler ganz einfach eine eigene Kryptowährung erstellen, die auf dem Code eines bereits bestehenden Coins aufbaut.
Theoretisch wäre es auf diesem Wege auch möglich, eine Kryptowährung 1:1 zu kopieren. Dann hat die Kryptowährung zwar dieselben technischen Eigenschaften, allerdings nicht die Anzahl der Nutzer oder die Historie der kopierten Währung. Sie wäre in diesem Fall wertlos.
Eine weitere Möglichkeit, wie Kryptowährungen entstehen können, ist eine sogenannte Abspaltung. Darunter versteht man eine Änderung im Protokoll der Blockchain.
Es kann jedoch vorkommen, dass sich die Community einer Kryptowährung nicht einig darüber ist, welchen Weg sie einschlagen will. In diesen Fällen kommt es manchmal zu einer sogenannten Hard Fork. Bei einer Hard Fork wird die Blockchain ab einem Block gespalten. Es entsteht eine neue zweite Blockchain, die dieselbe Historie wie die bisherige Kryptowährung aufweist.
Diejenigen, die den originalen Coin halten, erhalten die gleiche Menge an Coins von der neuen Kryptowährung.
Ein bekanntes Beispiel einer Hard Folk war Bitcoin (BTC) zwischen 2015 und 2017. Die Bitcoin-Community konnte sich nicht einigen, wie sie die Bitcoin-Blockchain skalierbarer machen wollen. Es entstand 2017 schließlich Bitcoin Cash (BCH): eine Kryptowährung, die sich von Bitcoin völlig unterscheidet.
Die Unterschiede liegen vor allem in der Blockgröße. Ein Bitcoin-Block hat die Größe eines Megabyte. Bei Bitcoin Cash beträgt die Blockgröße 8 Megabyte. Daher können mehrere Transaktionen pro Block validiert werden.
Vitalik Buterin, der Schöpfer von Ethereum (ETH), sagte im Januar 2022 in einem Tweet: „Ich würde BCH größtenteils als Fehlschlag bezeichnen. Meine wichtigste Erkenntnis: Communities, die sich um eine Rebellion herumbilden, selbst wenn sie eine gute Sache im Sinn haben, haben es auf lange Sicht oft schwer. Denn sie stellen Tapferkeit über Kompetenz und kümmern sich eher um den Widerstand als um einen kohärenten Weg nach vorn.“
Natürlich ist es auch möglich, eine Blockchain von Grund auf neu zu erstellen, obwohl dies eine weitaus mühsamere Aufgabe ist. Das jüngste bekannte Beispiel stellt Aptos (APT) dar.
Es handelt sich um eine sogenannte Layer-1-Kryptowährung. Layer-1-Protokolle werden so bezeichnet, da sie eine eigene Blockchain vorweisen, auf die weitere Protokolle von fremden Entwicklern aufgesetzt werden können. Die Aptos-Blockchain dient dann als erste Ebene für neue Krypto-Protokolle. Die bekanntesten Layer-1-Protokolle sind Ethereum, Cardano oder Solana. Aptos wurde von ehemaligen Mitarbeitern des Facebook-Konzerns Meta entwickelt.
Nach dem großen Hype um Aptos ist die Kryptowährung kurz nach ihrer Veröffentlichung eingebrochen. Aptos wurde stark kritisiert, da die Token nach Ansicht der Anleger nicht fair verteilt wurden. Denn fast die Hälfte der Coins ging an Entwickler und Privatinvestoren. Diese Verteilung der Token, bekannt als Tokenomics, ist ein wichtiger Faktor, um eine Kryptowährung zu bewerten.
Neue Kryptowährungen auf existierenden Blockchains
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, eine neue Kryptowährung einzuführen. Diese bauen auf den eben vorgestellten Layer-1-Protokollen auf.
Denn diese Blockchains sind so konzipiert, dass man auf ihnen neue Kryptowährungen erstellen kann.
So können Entwickler neue Kryptowährungen auf diesen bestehenden Blockchains einführen. Diese Kryptowährungen nennen wir Token statt Coin (das sind Kryptowährungen mit einer eigenen Blockchain). Ein Token kann als digitales Geld genutzt werden, muss aber nicht mit der Blockchain verbunden sein, auf der es läuft. So werden Stablecoins sehr oft für mehrere Blockchains ausgelegt.
Für manche Token benötigt es durchaus viel Zeit und Fachwissen. Viele andere werden dagegen nur mit wenigen Klicks erstellt.. Es braucht kaum technisches Wissen, um einen Token auf einer anderen Blockchain zu starten – nur ein paar Minuten Zeit.
Es gibt sogar Online-Dienste, die dir helfen, einen neuen Token in wenigen Minuten zu starten. Einen Mehrwert bieten diese Projekte allerdings nicht.
Im August 2022 überschritt die Zahl der auf CoinMarketCap gelisteten Kryptowährungen die Marke von 20.000. Ein großer Teil davon sind bloße Kopien bestehender Token.
Neue Kryptowährungen auf Ethereum-Basis
Ethereum ist gemessen an der Marktkapitalisierung die zweitgrößte Kryptowährung der Welt. Dabei wurde Ethereum erst 2015 veröffentlicht. Zum Vergleich: Litecoin existiert seit 2011, Ripples XRP seit 2012.Ethereum die beliebteste Blockchain, um neue Kryptowährungen zu entwerfen. Das liegt allen voran daran, dass Ethereum zu den ersten Projekten gehörte, auf denen dies möglich war. Sie ist zu einer Spielwiese für Entwickler geworden und hat sich schnell zu einer der beliebtesten Blockchains für dezentrale Apps (das sind Apps oder Webseiten, die dezentral organisiert sind. Es gibt also keine alleinige zentrale Instanz) und Token entwickelt.
Vielleicht hast du schon von einigen der beliebten Token gehört, die auf Ethereum eingeführt wurden. Dazu gehören unter anderem der Meme-Token Shiba Inu (SHIB), der eine Alternative zum Meme-Coin Dogecoin (DOGE) ist, DAI und das Metaverse-Spiel The Sandbox (SAND).
BNB-basierte Kryptos
Anstatt auf der Ethereum-Blockchain gestartet zu werden, ist eine weitere beliebte Option die BNB-Blockchain.
BNB steht für „build and build“ und ist die Blockchain, die von der weltgrößten Krypto-Börse Binance eingeführt wurde und im Binance Smart Chain Ökosystem enthalten ist
Befürworter der BNB Chain schätzen die niedrigeren Gebühren und die höhere Geschwindigkeit. Der Hauptkritikpunkt an Ethereum sind die hohen Transaktionsgebühren, auch „Gas“ genannt. Diese machen es für den Durchschnittsnutzer sehr unattraktiv.
Die niedrigeren Gebühren und die höheren Geschwindigkeiten der BNB Chain sind jedoch nicht ohne Gegenleistung zu haben. Binance ist ein zentralisiertes Unternehmen, sodass die Nutzer von BNB Chain auf ein Element der Dezentralisierung verzichten.
Dies hat dazu geführt, dass einige „Puristen“ von Kryptowährungen bemängeln, dass dies gegen einige der Grundpfeiler von Kryptowährungen verstößt.
Die niedrigen Gebühren, die hohen Geschwindigkeiten und die Leichtigkeit, mit der Kryptowährungen eingeführt werden können, haben dazu geführt, dass vor allem während des Pandemie-Booms einige hochspekulative Vermögenswerte auf BNB Chain gehandelt wurden.
Ein solches Beispiel war Safemoon, das im März 2021 eingeführt wurde. Die Kryptowährung stieg sofort in die Höhe und wurde im Mai 2021 mit einer Marktkapitalisierung von 10,9 Milliarden Dollar gehandelt.
Doch wie bei vielen dieser Copy-Paste-Token war der Fall genauso dramatisch. Safemoon hat 99,9 Prozent seines Wertes verloren und wird mit einer Marktkapitalisierung von 3,3 Mio. US-Dollar zum Zeitpunkt dieses Artikels nahe Null gehandelt. Laut CoinMarketCap ist Safemoon auf eine neue Version umgestellt worden: SafeMoon V2.
Die umstrittene Kryptowährung ist auch mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Ponzi-Betrug (Schneeballsytsem) zu sein, da die Gründer große Mengen des Tokens kontrollieren. Zusätzlich zu den Betrugsvorwürfen wurde eine Sammelklage eingereicht, an der sich auch Prominente wie Jake Paul und Soulja Boy beteiligten, weil sie an einem angeblichen Pump-and-Dump-Schema beteiligt waren.Bei neuen Kryptowährungen kann der zugrunde liegende Code bei bestimmten neuen Projekten angreifbar sein, so Chris Zaknun, CEO von Blockchain Project Launchpad DAO Maker.
„Hacker und böswillige Akteure können Fehler im Code ausnutzen, um Investoren zu täuschen und Gelder der Nutzer zu stehlen“, sagt Zaknun. „Es ist wichtig, dass die Investoren überprüfen, ob ein zuverlässiges Drittunternehmen den Code unabhängig geprüft hat.“
Solana-basierte Kryptos
Solana ist eine weitere beliebte Blockchain, auf der Entwickler Token auflegen können.
Es ist eine weitere Alternative, die eine höhere Geschwindigkeit und niedrigere Gebühren als Ethereum bietet. Aber auch hier gibt es Kompromisse. Denn die Solana-Blockchain ist alles andere als zuverlässig. Bisher kam es regelmäßig zu größeren Ausfällen. Daraufhin wurde die Blockchain bereits mehrmals angehalten. Das ist ein Worst-Case-Szenario. Denn gerade Apps im Bereich der dezentralen Finanzen müssen den Nutzern gewährleisten, 24 Stunden erreichbar zu sein.
Trotz dieser Probleme ist das Interesse an Solana im letzten Jahr gestiegen. Allen voran die steigende Anzahl an Non-Fungible-Tokens (NFT) sorgt für Wachstum des Solana-Ökosystems.
Sollte ich in eine neue Kryptowährung investieren?
Kurz nach der Markteinführung in neue Währungen zu investieren, ist hochriskant.
Für viele Kryptowährungen, die von Risikokapitalgebern (VCs) finanziert werden, ist die Markteinführung die erste Gelegenheit, Liquidität abzuschöpfen und ihre Investition auszuzahlen.
In Verbindung mit dem unklaren regulatorischen Umfeld für Kryptowährungen und der oft anonymen Natur der Gründerteams hat dies in der Vergangenheit dazu geführt, dass Kleinanleger als „Ausstiegsliquidität“ genutzt wurden. Kleinanleger werden zunächst dazu animiert, einen neuen Token zu kaufen – oft mit hohen Renditeversprechen. Anschließend werden die Token von Insidern verkauft, die einen Verkaufsdruck ausüben. So verlieren Anleger immer wieder sehr viel Geld am Kryptomarkt.
Hinzu kommt die traurige Tatsache, dass einige Kryptowährungen nichts anderes als Betrug sind. Binnen weniger Minuten kann ein Krypto-Betrug durch die oben vorgestellten Methoden erstellt werden. Die Gründer hoffen, dass sie schnelles Geld machen können, während sie selbst durch die Blockchain anonym bleiben.
Vorsicht vor Krypto-Betrug
Auch Kleinanleger können Opfer von Krypto-Betrügereien werden.
„Scam“ ist der Slang für diese Praxis, die so häufig vorkommt. Dabei werben Entwickler für eine neue Kryptowährung, bevor sie den Anlegern den „Teppich unter den Füßen wegziehen“ und sich mit der Liquidität aus dem Staub machen.
Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille. Selbst wenn es sich bei frisch eingeführten Kryptowährungen um Betrug handelt, können sie sich vor dem unvermeidlichen Zusammenbruch manchmal vervielfachen. Diese Gewinne machen oft Schlagzeilen und schüren „Fomo“.
Fomo ist die Abkürzung für „Fear of Missing out“ (auf Deutsch: „Angst, etwas zu verpassen“). Unter den mehr als 20.000 Kryptowährungen, die derzeit auf dem Markt sind, gibt es einige, die hin und wieder auftauchen und einen langen Atem haben, wenn auch nur eine Minderheit.
Dennoch solltest Du sehr vorsichtig sein, bevor Du eine neue Kryptowährung kaufst. Beschäftige Dich ausführlich mit dem Projekt und vor allem dem Team hinter der Kryptowährung. Und investierte niemals mehr, als Du Dir leisten kannst. Wenn Dir Kryptowährungen doch zu risikoreich erscheinen, lohnt sich ein Blick auf unseren Ratgeber, um in fünf Schritten Geld anzulegen.
Author: Alexis Diaz
Last Updated: 1704601203
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